Zunge raus!

Schnelle Zungen, farbige Zungen, lange Zungen. Die Zunge ist für viele Tiere ein besonderes Hilfsmittel. Sie nützt ihnen etwa beim Jagen und Fressen oder um sich gegen Angreifer zu wehren. Manche Tiere brauchen die Zunge auch, um ihren Körper abzukühlen.

Der Grünspecht hat die längste Zunge von allen Spechtarten, die in Europa leben. Bis zu zehn Zentimeter kann er sie rausstrecken. Das ist sehr weit, wenn man bedenkt, dass der Vogel nur etwas länger ist als ein Massstab. Mit seinem Schnabel hackt der Vogel Löcher in Baumstümpfe und holt mit seiner Zunge Ameisen heraus.

Wenn es sehr heiss ist oder wir uns besonders anstrengen, schwitzen wir. Der Schweiss auf unserer Haut verdunstet und kühlt unseren Körper. Ein Wolf hat nur an den Pfoten Schweissdrüsen. Um seinen Körper zu kühlen, öffnet er sein Maul und lässt seine Zunge heraushängen – er hechelt. So wird er über die Zunge Wärme los.

Giraffe

Die Giraffenzunge ist nicht nur unempfindlich gegen Dornen, sie ist auch sonst aussergewöhnlich: Sie ist bis zu 50 Zentimeter lang und ist blauviolett. Warum sie diese Farbe hat, haben Forscher:innen noch nicht herausgefunden. Möglicherweise ist die Zunge so dunkel, damit Giraffen  an der Zunge keinen Sonnenbrand kriegen.

Schlangen nehmen Gerüche mit ihrer Zunge wahr. Mit den beiden Spitzen der gespaltenen Zunge merkt eine Schlange, auf welcher Seite es stärker riecht. So erkennt sie, woher der Geruch kommt, ohne den Kopf hin und her zu drehen.

Noch mehr Verblüffendes über Schlangen erfährst du hier.

Wusstest du, dass Eisbären eine tiefschwarze Haut haben? Das Fell sieht zwar weiss aus, doch die Haare sind durchsichtig und hohl wie kleine Röhrchen. Durch sie dringen die Sonnenstrahlen direkt auf die Haut. Weil die Haut schwarz ist, nimmt sie mehr Wärme auf.

Ob der Eisbär eine dunkle Zunge hat, weil seine Haut so schwarz ist? Man weiss es nicht. Die Forscher:innen haben das Rätsel um die dunkle Eisbärenzunge bis heute nicht gelöst!

Gemeine Blauzungenskinke leben in Australien. Wenn sich ein Blauzungenskink bedroht fühlt, zum Beispiel von einer Schlange oder einem Vogel, reisst er sein Maul auf und zeigt seine leuchtend blaue Zunge. Wenn das den Angreifer nicht abschreckt, zischt das Reptil zusätzlich und bläht seine Brust auf.

«Gemein» heisst der Skink übrigens nicht, weil er fies ist. «Gemein» bedeutet hier «allgemein».

Chamäleon

Die Zunge eines Chamäleons ist oft so lang wie das Chamäleon selber oder sogar noch länger.

Normalerweise ist die Zunge im Hals versorgt. Wenn das Chamäleon ein Insekt entdeckt, holt es die Zunge nach vorn ins Maul. Das sieht ein wenig aus, als würde es versuchen, eine Kaugummiblase zu machen. Dann geht es so schnell wie ein Augenzwinkern: Die Zunge schnellt nach vorn, greift sich das Insekt und zieht sie zurück ins Maul.

Schuppentiere (auf dem Bild ein Steppenschuppentier) fangen mit ihrer langen Zunge nicht nur Ameisen. Da die Zunge sehr empfindlich ist, nutzen Schuppentiere sie auch zum Tasten.

Der Blauwal hat die schwerste Zunge aller Tiere: Sie wiegt so viel wie ein Elefant. Und sie ist so gross, dass 50 Menschen auf ihr stehen könnten.

Kurzschnabel-Ameisenigel

Kurzschnabel-Ameisenigel sind in Australien weit verbreitet. Ihr wissenschaftlicher Name ist Tachyglossus aculeatus. «Tachyglossus» bedeutet «schnelle Zunge». Und die braucht der Kurzschnabel-Ameisenigel tatsächlich. Er hat keine Zähne, leckt aber mit seiner langen klebrigen Zunge blitzschnell Ameisen auf.

Kolibris leben in Süd- und Nordamerika, einige der vielen Arten leben in tropischen Regenwäldern. Die winzigen Vögel haben einen langen Schnabel. Auch die Zunge ist lang, und sie hat zwei Rinnen. So können die Vögel wie mit einem Trinkhalm Nektar aus den Blüten saugen.

Komodowaran

Komodowarane können bis zu drei Meter lang sein und so schwer wie zwei erwachsene Menschen. Mit ihrer gegabelten Zunge prüfen sie die Luft und erfahren so, ob sich ein Beutetier in der Nähe aufhält. Ihr Speichel enthält so viele Bakterien, dass ein Beutetier durch eine Infektion sterben kann, wenn ein Komodowaran es gebissen hat.

Die Zunge der Schnecken nennt man Raspelzunge oder Radula. Denn auf der Zunge haben Schnecken bis zu mehrere tausend winzige Zähnchen, mit denen sie ihre Nahrung abschaben. Vergrössert sieht die Raspelzunge ein wenig aus wie eine Küchenreibe.

Flamingo

Um zu fressen, tauchen Flamingos ihren Schnabel «verkehrt» ins Wasser – also mit dem oberen Teil voran. Die Zunge nutzen sie, um Wasser hineinzupumpen. Mit dem Wasser gelangen auch kleine Krebse, Fische oder Pflanzensamen in den Schnabel. An den Rändern des Schnabels haben Flamingos winzige aneinandergereihte Scheibchen, die wie ein Sieb funktionieren. Man nennt sie Lamellen. Wenn Flamingos ihre Zunge nach vorne drücken, fliesst das Wasser durch die Lamellen ab, die Nahrung aber bleibt im Schnabel.