Biodiversität

Die Begriffe «Biodiversität» oder «Artenvielfalt» werden in letzter Zeit immer öfter genannt. Vielleicht hast du schon mal gehört, dass sich der WWF für den Erhalt der Biodiversität einsetzt, dass das Insektensterben schlecht ist für die Biodiversität oder dass die Biodiversität bedroht ist. Aber was genau ist Biodiversität, und was kannst du machen, um sie zu schützen?

Was bedeutet Biodiversität?

Das Wort Biodiversität besteht aus zwei Teilen. «Bio» bedeutet Leben und «Diversität» Vielfalt. Biodiversität bedeutet also «Vielfalt des Lebens». Sie sagt uns, wie viele verschiedene Formen des Lebens es auf einer Wiese, in einem Land oder auf der ganzen Welt gibt.

Wenn wir über die Biodiversität sprechen, meinen wir meistens, wie viele Tier-, Pflanzen-, Pilz- und Bakterienarten es gibt, wie gross die Artenvielfalt also ist. Vergleichen wir zum Beispiel eine bunte Blumenwiese mit einem eintönigen grünen Rasen, sehen wir sofort, dass in der Blumenwiese mehr Arten vorkommen. Die Blumenwiese hat also eine höhere Biodiversität.

Die Biodiversität beschreibt auch, wie verschieden die einzelnen Mitglieder einer Art sind. Das nennt man die genetische Vielfalt. Diese Vielfalt sieht man zum Beispiel an der Haar- oder Augenfarbe von Menschen. Es gibt blonde und braunhaarige Menschen, welche mit Locken und solche mit geraden Haaren, einige haben grüne Augen, andere braune, aber alle sind eindeutig Menschen.

Bei Tieren und Pflanzen sind solche Unterschiede nicht immer von Auge erkennbar. Dennoch sind sie sehr wichtig, denn je mehr solcher Varianten vorhanden sind, desto grösser ist die Chance, dass sich immerhin ein Teil der Art an Veränderungen anpassen kann, zum Beispiel an den Klimawandel.

Als drittes sagt die Biodiversität etwas über die Lebensraumvielfalt aus. Also darüber, wie viele unterschiedliche Lebensräume es in einem Gebiet gibt. Ist alles nur dieselbe Wiese, oder wechseln sich Wiese, Hecken, Teiche, Steinhaufen und Wälder ab?

Biodiversität entsteht durch die Verbindung zwischen Lebewesen und ihren Lebensräumen. Klima und Boden bestimmen, welche Pflanzenarten wachsen. Diese ernähren Pflanzenfresser, die wiederum von Fleischfressern gejagt werden. Insekten bestäuben viele der Pflanzen, und Wind, Wasser und Tiere verbreiten später ihre Samen. Und nach dem Tod eines Lebewesens wird es von Pilzen und Bakterien zu Erde zersetzt. Daraus können wiederum neue Pflanzen wachsen. Diese Vielfalt an Wechselwirkungen ist die vierte Ebene der Biodiversität.

Auf der ganzen Welt wurden bisher 1.7 Millionen Arten entdeckt. Jede einzelne trägt zur Schönheit der Natur bei, und Forscherinnen und Forscher glauben, dass das noch lange nicht alle sind.

Einfalt statt Vielfalt

Unsere Lebensweise hat die Natur stark verändert. Metall, Kohle und Erdöl werden aus dem Boden geholt, Wiesen werden für Städte zubetoniert, Wälder werden industriell genutzt oder abgeholzt, Strassen zerschneiden Lebensräume, Felder werden überdüngt und mit Gift bespritzt, Flüsse in enge Betonbecken gezwängt und elektrisches Licht erleuchtet die Erde auch bei Nacht.

Für Städte und Dörfer und die Herstellung unserer Nahrungsmittel brauchen wir immer mehr Platz. Aber auch in der Freizeit suchen viele Menschen das Abenteuer in der Natur. So entstehen neue Skipisten, Wanderwege oder Mountainbike-Trails an zuvor ungestörten Orten und lassen immer weniger Raum für Tiere und Pflanzen. Deshalb sind viele Arten inzwischen selten geworden, und manche sind schon ganz verschwunden. Die Biodiversität unseres Planeten ist bedroht!

In einem Wald, den man gepflanzt hat, um möglichst schnell viel Holz zu bekommen, stehen gleichaltrige Fichten dicht an dicht. Der Boden ist immer schattig und mit einer dicken Nadelschicht bedeckt. Umgefallene Bäume werden sofort entfernt. Ausser den Fichten lebt hier fast niemand.
In einem natürlichen Wald wachsen verschiedene Baumarten, und es gibt junge und alte Bäume. Bäume, die der Sturm umgeworfen hat, bleiben liegen und dienen zahlreichen Tieren und Pilzen als Nahrung und Unterschlupf.
Grosse Felder, auf denen wegen Giften nur Weizenpflanzen dicht nebeneinanderstehen. Diese Anbauart nennt man Monokultur, und sie lässt keinen Platz für Biodiversität. Andere Pflanzenarten und Tiere sucht man hier vergeblich.
Hecken begrenzen kleinere Felder, und Wildblumen wachsen im und um das Feld herum. Eine solche Landschaft bietet vielfältige Lebensräume. Hier finden Insekten Nahrung, und auch die Feldlerche oder der Feldhase finden ein sicheres Versteck für ihre Jungen.
Um Land für Landwirtschaft und Städte zu gewinnen, wurden die Ufer von vielen Flüssen mit Beton befestigt. So in gerade Bahnen gelenkt, verändert der Fluss seinen Lauf nicht, und man kann bis ans Ufer Strassen, Häuser oder Felder anlegen. Dadurch wurde der Lebensraum von vielen Tieren und Pflanzen zerstört.
Ein natürlicher Fluss verändert sich ständig und braucht Platz für Kurven und Kiesinseln. Hochwasser überfluten alte Kiesinseln und schaffen anderswo neue. So entstehen und verschwinden Lebensräume immer wieder. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten sind auf diese Veränderungen angewiesen.

Biodiversität in der Schweiz

Dank der Alpen und der vielfältigen Landwirtschaft gab es in der Schweiz früher viele verschiedene Lebensräume auf kleinem Raum. In jedem Lebensraum kamen unterschiedliche Arten vor, was zu einer hohen Biodiversität führte.

Doch auch in der Schweiz dehnte sich der Mensch immer weiter aus, und die Landwirtschaft wurde darauf ausgelegt, so viel wie möglich zu produzieren. So verdrängten Felder mit eintönigen Monokulturen die lebendige Vielfalt.

Der WWF setzt sich zusammen mit anderen Umweltschutzorganisationen für den Erhalt der Biodiversität in der Schweiz ein.