Tierische Irrtümer

Die Natur erstaunt, verblüfft, verwundert und erschreckt uns ab und zu auch. Es gibt nichts, was es nicht gibt – oder etwa doch? Hier erfährst du von zehn tierischen Irrtümern, die sowohl Kinder als auch Erwachsene auf der ganzen Welt kennen.

1. Wale können einen Menschen verschlucken

Filme und Bücher erzählen die biblische Geschichte von Jona und dem Wal wieder und wieder in abgewandelter Form: Ein riesiger Wal verschluckt einen ganzen Menschen.

Das Maul des Blauwals misst sechs Meter – darin hätten drei ausgewachsene Menschen Platz. Wale aber fressen keine Menschen. Könnten sie einen Menschen überhaupt verschlucken? Selbst wenn sie wollten, können sie keine grösseren Tiere, schon gar keine Menschen, verschlucken: Der Blauwal und die meisten Wale besitzen nämlich einen zu kleinen Schlund, durch den nicht einmal deine Faust passen würde. Diese Wale ernähren sich von kleinsten Krebsen und Fischen.

Pottwale

Der Pottwal ist der einzige Wal, dessen Schlund gross genug wäre, um einen Menschen zu verschlucken. Er wird 16 Meter lang, das ist eine Kolonne aus vier Autos. Aber Pottwale interessieren sich nicht für Menschen und tauchen lieber ab in die Tiefsee, wo sie Riesenkalmare jagen.

2. Schnake sticht, Hummel nicht?

Viele glauben, Hummeln könnten nicht stechen. Und viele glauben, die Schnaken könnten es.

Eine Hummel saugt Nektar einer Blüte.

Genau das Gegenteil ist der Fall: Hummeln gehören zu den Bienen, und wie diese besitzen die Königinnen und Arbeiterinnen einen Stachel. Sie stechen allerdings nur im absoluten Notfall.

Schnaken sehen für manche etwas gruslig aus – wie zu gross geratene Mücken, gekreuzt mit einer langbeinigen Spinne. Schnaken sind zwar verwandt mit den Stechmücken, ernähren sich aber nur von Wasser und Nektar. Sie besitzen keinen Stachel, mit dem sie stechen könnten. Richtig heisst es also: Die Hummel sticht, die Schnake nicht.

Schnake

3. Bären halten Winterschlaf

Wer kennt es nicht, das Bild des schlafenden Bären in seiner Höhle?

Bär im Schnee

Es stimmt: Bären fressen sich im Herbst eine Speckschicht an und verbringen im Winter viel Zeit mit Schlafen. Allerdings halten sie keinen richtigen Winterschlaf, wie es etwa Murmeltiere tun. Sie schlafen nicht ganz so tief und wachen ab und zu auf, ausserdem sinkt ihre Körpertemperatur in dieser Zeit nicht. Daher spricht man statt von Winterschlaf von Winterruhe.

4. Dinosaurier sind ausgestorben

Tyrannosaurus Rex und Stegosaurus sind vor langer Zeit ausgestorben. Das trifft auf viele Dinosaurier, auf alle Flugsaurier und alle Meeressaurier zu.

Es gibt allerdings eine Gruppe Überlebender: Heute weiss man, dass unsere Vögel von Dinosauriern abstammen. Also nein, nicht alle Dinosaurier sind ausgestorben – einige haben sich nur weiterentwickelt.

5. Trampeltiere speichern Wasser in den Höckern

Das wäre ganz schön praktisch, oder? Stets zwei prall gefüllte Kanister auf dem Rücken, während man durch Wüsten und Steppen streift.

Leider trifft das aber auch auf die Trampeltiere nicht zu. Ihre Höcker bestehen überwiegend aus Fett. Das ist genauso praktisch, denn auf ihren Wanderungen müssen die Tiere oft lange ohne Nahrung auskommen. Das Fett versorgt sie mit der nötigen Energie.

Wenn du also ein Zweihöckriges Kamel mit hängendem Höcker siehst, braucht es kein Wasser: Seine Fettreserven sind aufgebraucht und es benötigt mehr Nahrung, um sie wieder aufzufüllen.

6. Zugvögel ziehen im Winter in den Süden wegen der Kälte

Viele Vögel ernähren sich hauptsächlich von fliegenden Insekten.

Die Kälte ist den Vögeln egal. Viel wichtiger für sie ist das Nahrungsangebot. Viele Insekten aber benötigen Wärme, und die Wintermonate bei uns sind ihnen zu kalt. Daher fliegen die Insekten in den Süden. Die Vögel folgen ihnen und finden im Süden genügend Nahrung, bis der Winter im Norden zu Ende ist und sie pünktlich zur Brutzeit zurückkehren können.

7. Ohrwürmer krabbeln in Ohren

Zuerst einmal sind Ohrwürmer keine Würmer. Ohrwürmer können fliegen – damit gehören sie zu den Fluginsekten. Ganz so wie Biene, Hummel, Fliege und Schmetterling.

Sie krabbeln weder in Hasenohren oder Hühnerohren noch in deine.

Tagsüber verkriechen sie sich in kleinen Erdhöhlen, unter Rindenstücken oder in Mauerspalten. Hauptsache, es ist dunkel und feucht. Nachts kommen sie hervor und fressen Blattläuse und Raupen – all die Tiere, die zum Beispiel das Gemüse im Garten anfressen.

Ohrwurm

8. Haie leben nur im Meer

Die Meere sind das Zuhause von über 500 Haiarten. Die meisten schwimmen ein Leben lang in Küstengewässern, in Korallenriffen, am Meeresboden, auf hoher See oder in der Tiefsee.

Aber nicht alle Haie folgen dieser Regel: Der Bullenhai lebt sowohl im Salz- als auch im Süsswasser. Dabei hält er sich gern im flachen Wasser warmer Küsten auf, schwimmt die Flüsse hoch bis tief ins Landesinnere und fühlt sich auch in Seen wohl. Nebst dem Bullenhai gibt es die Flusshaie, die beispielsweise im Ganges oder Irrawaddy leben.

9. Tausendfüsser haben 1000 Beine

Sie haben so viele Beinpaare, dass wir sie kaum zählen können.

Ganz so viele sind es aber nicht: Die Art mit den meisten Beinen lebt in Kalifornien und misst nur wenige Zentimeter. Sie hat zwischen 400 und 700 Beine.

Die meisten Tausendfüsser, zu denen auch die fleischfressenden Hundertfüsser gehören, haben deutlich weniger Beine. Unsere heimischen Hundert- und Tausendfüsser flitzen auf rund 30 Beinen über die Kellerböden, einige schaffen es zumindest auf 80 bis 100 Beinpaare.

10. Zecken lassen sich von Bäumen fallen

Zeckenarten gibt es viele, und sie alle leben als Parasiten: Das heisst, sie saugen das Blut von grösseren Tieren, auch von Menschen. Dabei können sie gefährliche Krankheiten übertragen. Diesen Tierchen geht man besser aus dem Weg. Aber woher kommen die Zecken überhaupt?

Die Zecken, die bei uns leben, kommen nicht etwa von oben, sondern von unten. Sie krabbeln an Gräsern und niedrigen Büschen empor. Kommt nun ein Tier oder ein Mensch vorbei, lassen sich die Zecken abstreifen und mitnehmen. Sie fallen weder von Bäumen noch springen sie ihre Opfer an.